Reisen mit Miss Goulding

CD-Kritik: Ellie Goulding - Halcyon
Bildquelle: 
Universal Music

Es waren turbulente zweieinhalb Jahre für die heute 25-jährige Ellie Goulding: Der Gewinn des «Critics’ Choice Award» an den Brit Awards, die Veröffentlichung ihres ersten Studioalbums «Lights», eine neue Beziehung, Singen im Weissen Haus und an DER Hochzeit des Jahres 2011 in England. Ob die Queen «amused» war, darüber gibt es keine Angaben. Doch neben all diesen Höhepunkten gab es auch Tiefs: Goulding litt unter Schreibblockaden, Zweifeln und Ängsten und zog sich deshalb zurück in ihre Heimatstadt Hay Valley in Westengland. Und genau dort ist der Grossteil ihres neuen Albums «Halcyon» entstanden.

Die Haare sind noch immer kurz auf der einen Kopfseite, doch die ereignisreichen Monate haben sie stark geprägt. Auf ihrer Website ist zu lesen, dass die neue Platte eine Reise weg von Herzschmerz hin zu Hoffnung sei. Und tatsächlich: Hört man sich «Halcyon» von Anfang bis Ende an, fühlt es sich wie ein Art Reise an. Sie beginnt mit sanften Echoklängen, die sich aber sehr schnell in Trommeln und Electrobeats verwandeln. Nach dem Auftakt «Don’t say a word» folgt «My blood» und die Singleauskopplung «Anything could happen». Der Reisebeginn ist etwas langfädig und alle drei Songs gleichen sich in ihrem Aufbau und ihrem Klangkleid. Doch vielleicht ist die Eintönigkeit Teil der Reise. Definitiv spannender ist das Musikvideo zu «Anything could happen»: Unbedingt auf YouTube anschauen und in Traumwelten eintauchen!

 

Weniger Electrobeats, dafür mehr Piano


Kurz vor der Hälfte ihres Albums schafft es Ellie Goulding das Ruder umzureissen und ihre Hörer endgültig in ihr Boot zu holen. Unüberhörbar ist bei «Figure 8» und «Hanging On» der Einfluss ihres Freundes Skrillex (Elektromusiker aus den USA): Dumpfe Bässe zwischen Gouldings hoher Stimme. Gerade, wenn man denkt, sie könne nicht mehr höher singen, steigert sie sich noch. Auch das ist neu: Weniger Electrobeats und dafür mehr Vocals und Piano. Das gefällt!

Die Lieder wirken dunkler, stärker und reifer. Ellie Goulding ist nicht nur Electropop-Prinzessin, nein, sie ist viel mehr.
Viele ihrer neuen Lieder beginnen wie ein leichter Nieselregen und enden in einem kräftigen Platzregen. Ausgerechnet in «Explosions» explodiert sie nicht, sondern verhält sich wie ein brodelnder Vulkan. Sie bleibt fein, aber stark, genauso wie in «I know you care», in dem auch jegliche Electrobeats fehlen. Mit «Dead in the water» endet die Reise mit Miss Goulding.

Doch nach der Reise folgt noch etwas. Es sind die beiden Bonustracks «I Need Your Love» und «Lights». Da ist sie wieder, die alte Ellie Goudling mit ihrer Mischung aus Pop, Electro, Indie und natürlich ihrer Stimme. Ohrwurmcharakter haben diese beiden Songs auf jeden Fall. Ihr neues Album schaffte es auf Anhieb unter die Top 10 der Billboard-Charts. In der Schweiz landete «Halcyon» auf Platz 23. Woher eigentlich der Name «Halcyon»? In einem Gespräch mit Interview Magazine sagt sie dazu «The idea behind Halcyon is also days of youth and happiness and joy, and I like the idea that there can be days that are really happy and really peaceful.» Insofern: I’m very amused, thank you, Ellie!

  • Ellie Goulding
  • Album: Halcyon
  • Releasedatum: 5.10.2012
  • Plattenfirma: Polydor


www.elliegoulding.com

Annik Hosmann / Mo, 22. Okt 2012